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Gefährdungsursachen für einheimische Krebsarten

Aufgrund der zunehmenden Verbesserung der Wasserqualität durch Reduktion
kommunaler Abwässer ist prinzipiell von Lebensraumverbesserungen
auszugehen. Auch die Anforderungen der EU-WRRL hinsichtlich der Entwicklung der
Gewässerstruktur lassen auf weitere positive Entwicklungen hoffen. Somit bleiben die
Verbreitung der amerikanischen Flusskrebsarten (z. B. Kamber- und Signalkrebs) und
ein unkontrolliertes Transportieren des Krebspesterregers als größte Bedrohung
bestehen. Zunehmend erfolgen Nachweise von amerikanischen Krebsarten in
Gewässern, in welchen einheimische Krebsarten leben. Derartige Vorkommen
beider Arten in identischen Gewässern kann das Verdrängen der einheimischen Art
aufgrund ökologischer Konkurrenz nach sich ziehen. So wurde im Bielener See in
Nordthüringen vor wenigen Jahren erstmals der Kamberkrebs nachgewiesen.
Mittlerweile ist ausschließlich nur noch diese Art nachweisbar (Kleemann, mdl. Mitt.).
Bei Übertragung des Krebspesterregers ist mit einem sofortigen Zusammenbruch
der heimischen Krebspopulation zu rechnen.
Krebspest

Der Erreger der Krebspest ist Schlauchpilz Aphanomyces astaci. Die Krankheit wurde
erstmals um 1860 in der Lombardei in Norditalien festgestellt und breitete sich
dann im südlichen Frankreich um 1870, in Baden um 1878 und um 1880 aus.
1881-1883 waren Krebsbestände in Brandenburg, Pommern und im Odergebiet mit der
Pilzkrankheit infiziert. 1884 überschritt sie die Weichsel, um 1890 in Masurischen
Krebsbestände zu vernichten (Hofmann 1980). Nach Alderman (1996) erfolgten weitere
Infektionen von Krebspopulationen 1971 in Norwegen, 1978 in Spanien, 1981 in
England 1985 in der Türkei. Matthems & Reynolds (1992) berichten von den Folgen der
Krebspest in Irland im Jahre 1987. Es wird angenommen, dass die Einfuhr von
amerikanischen Krebsarten für den Ausbruch der Krebspest verantwortlich war und
ist (Bouchard 1978). Diese Krebsarten sind gegen den Erreger weitgehend immun
(Krankheitsausbruch erst bei äußerst negativen Umweltbedingungen), gelten allerdings
als Überträger der Krankheit. So berichtet Abrahamsson (1971) von Zusammenbruch
einer Astacus-Population in einem isolierten Weiher durch Krebspestinfektion,
nachdem der Signalkrebs Pacifastacus leniusculus aus Amerika eingesetzt worden war.
Selbst das Transportwasser oder infektiöses Wasser an Gummistiefeln, Angler- oder
Tauchausrüstung führt zum Totalverlust von Lokalpopulationen. Bei den einheimischen
Krebsarten führt diese Krankheit generell zum Tod (Unestam 1965, Bohl 1989,
Schmid 1998). Auch das Transportwasser bei Fischbesatz kann den
Krebserreger verbreiten. Zudem werden eine Vielzahl amerikanischer Krebsarten in
Zoofachgeschäften für die Aquaristik und Teichhaltung verkauft. Auch hierbei kann
nicht ausgeschlossen werden, dass infektiöses Wasser in entsprechende
Flusskrebshabitate gelangt. Auch das Abwandern von Krebsen aus Teichen oder
Aussetzen von Aquarienkrebsen in freie Gewässer stellt eine erstzunehmende
Bedrohung der heimischen Krebsarten dar. Sie können dann direkt die Krebspest
übertragen. Nicht ausgeschlossen ist, dass sich auf diesem Wege weitere nicht
einheimische Arten in Thüringen ansiedeln. (Literatur siehe hier klicken)
Schutzmaßnahmen einheimischer Arten

- Eine wichtige Maßnahme ist die Mitteilung von in freier Natur gefundener Krebse,
  Im Idealfall mit Belegfoto der Ober- und der Unterseite der Tiere in Verbindung
   mit dem exakten Fundort.

 - Das Aussetzen nicht einheimischer Arten ist strikt zu vermeiden, unabhängig
  woher diese stammen. Dies gilt auch für Gartenteiche.

- In Gewässern, in welchen einheimische Arten leben, ist Vorsicht geboten,
   wenn Fischbesatz eingebracht wird. Dieser Fischbesatz darf kein infektiöses
   Transportwasser mit dem Krebspesterreger mitbringen. Ein Totalverlust des
   Krebsbestandes wäre die Folge. Am sichersten ist, wenn der Besatzfischzüchter
  in seinen Gewässern neben den angebotenen Fischen auch Edelkrebse
   erfolgreich vermehrt.

- In Krebsgewässern sollte generell Aalbesatz und auch zu hoher Besatz mit anderen
   Raubfischen wie Flussbarschen vermieden werden, da diese den Krebsen nachstellen.

- In geeigneten Gewässern sollte angestrebt werden, Wiederbesiedlungen mit
   Edelkrebsen vorzunehmen. Das Besatzmaterial sollte von nachweislich
   regional einheimischen (Thüringer) Beständen stammen.

Vereinzelt finden sich in Thüringen Fischzüchter, die entsprechendes
Krebsbesatzmaterial anbieten.