Flusskrebse in Thüringen Allgemeines Flusskrebse gehören zu den Decapoden (Zehnfußkrebsen). Der Name ,,Decapoden“ beruht auf das Vorhandensein von 5 Schreitbeinpaaren (Paraeopoden). Hierzu zählt auch das große Scherenpaar (Abb. 3). Nach diesem folgen zwei Schreitbeinpaare mit kleinen Scheren, die bei der Nahrungssuche eine wichtige Rolle spielen (Abb. 3). Die letzten beiden Schreitbeinpaare weisen keine Scheren auf. In Thüringen ist derzeit das Vorkommen von 6 Flusskrebsarten bekannt. Dies sind beide einheimischen Krebsarten Edelkrebs (Astacus astacus) und Steinkrebs (Austopotamobius torrentium) sowie die ursprünglich aus Nordamerika stammende Arten Kamberkrebs (Orconectes limosus), der Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus) und der amerikanische Sumpfkrebs (Procambarus clarkii). Eine weitere Art wurde erst kürzlich nachgewiesen: der Marmorkrebs (Procambarus fallax forma virginalis), der sich ungeschlechtlich fortpflanzen kann.
Unterscheidungsmerkmale Kamberkrebs Diese sechs Arten sind relativ einfach zu unterscheiden. Der Kamberkrebs ist an der rotbraunen Bänderung auf dem Abdomen erkennbar (Abb. 1). Keine der anderen Arten besitzt eine derartige Zeichnung. Zudem besitzt er eine sehr starke Bedornung an den Seiten des Carapax und rote Scherenspitzen ( Abb. 2).
Steinkrebs Der Steinkrebs ist aufgrund seiner weißlichen Scherenunterseite (Abb. 3) von Edel- und Signalkrebs zu unterscheiden, deren Scherenunterseite rot sind. Außerdem bleibt er mit max. 10 cm Größe deutlich kleiner.
Signalkrebs Der Signalkrebs weist als deutlichstes Erkennungsmerkmal ein weißblaues Scherengelenk an den großen Scheren auf (namensgebend; Abb. 4). Bei Jungtieren Ist dieses zum Teil schwer zu erkennen. Zudem ist im Gegensatz zum Edelkrebs der Carapax und das große Scherenpaar weitgehend unbedornt (Abb. 4).
Edelkrebs Durch entsprechende Ausschlusskriterien lässt sich der Edelkrebs von den anderen Arten abgrenzen. Ist ein Krebs in Thüringen gefunden worden, der keine weißen Scherenunterseiten hat, sondern rote, handelt es sich nicht um einen Steinkrebs. Fehlt eine rotbraune Bänderung am Abdomen, kann der Kamberkrebs ausgeschlossen werden. Weisen der Carapax und die großen Scheren eine Bedornung auf und fehlt ein weißblaues Scherengelenk, so ist bei diesem Tier auch der Signalkrebs auszuschließen. Somit handelt es sich bei diesem Tier mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Edelkrebs (Abb. 5).
Sumpfkrebs Der Amerikanische Sumpfkrebs (Procambarus clarkii) fällt vor allem durch seine starke Bedornung des gesamten Carapax auf. Hinter der Nackenfurche sind die Dornen stark ausgeprägt. Am auffälligten sind aber die Scheren mit den sehr großen, spitzen Dornen, die meist eine auffällige Rotfärbung aufweisen. Die Grundfärbung des Sumpfkrebses ist in der Regel dunkelrot, orange oder rötlich-braun, kann aber gelegentlich auch blau oder weiß sein.
(Abb. 1) deutlich erkennbare rotbraune Bänderung am Abdomen des Kamberkrebses; dieses Tier wurde in der Schleuse bei Ratscher gefangen
(Abb. 2) Rote Scherenspitzen und große Dornen an den Carapaxseiten sind weitere Erkennungsmerkmale des Kamberkrebses
(Abb. 3) Eiertragendes Steinkrebsweibchen; durch die weißen Scherenunterseiten kann diese Art nicht mit Edel- und Signalkrebs verwechselt werden
Abb. 4) der Signalkrebs ist an den weißblauen Scherengelenken und dem sehr glatten Carapax erkennbar; dieses Tier wurde in der Sprotte in Ostthüringen gefangen
(Abb. 5) Edelkrebs in einem oft von Tauchern besuchten Gewässer (Unterwasseraufnahme)
(Abb. 6) diese unterschiedlich gefärbten Edelkrebse wurden unterhalb des Hochwasserrückhaltebeckens Ratscher in der Schleuse gefangen
Der Mamorkrebs (Procambarus fallax forma virginalis) ist gut an seinen marmorierten Carapax zu erkennen. Er erreicht eine Größe von bis zu 12 cm, selten bis zu 15 cm. Die Art ist derzeit nur an einem Fundort in Thüringen bestätigt worden.